Heute gibt’s am Kiosk in der gedruckten ZEIT die neue Ortszeit. Sie heißt “Frauentag im Knast” und handelt – mittelmäßig überraschend – vom Frauentag.
Der ist in Kabul, anders als in Deutschland, so ereignisreich, dass gar nicht alles in die Kolumne gepasst hat. Zum Beispiel mein Besuch in der Jugendstrafanstalt. Ich war mit ein paar Menschenrechtlern dort, die bunte Kopftücher an die jungen Insassinnen verteilten. Als wir ankamen, hatten die Mädchen gerade Unterricht, Dari. In der letzten Reihe, ganz links, hatte ein Mädchen etwas auf ein Papier gekritzelt. „Hast du das gemacht? Das ist schön“, sagte ich – weil es einer der Sätze ist, die ich auf Dari kann und weil ich mir schweigend wie ein Zoobesucher vorkam. Dann schaute ich genauer. Rechts eine Frau mit Burka, links eine Frau mit Kopftuch. Dazu zwei Sprechblasen mit persischer Schrift. Ich fotografierte die Zeichnung (mit meinem eingeschmuggelten Handy) und bat später eine der Menschenrechtlerin um eine Übersetzung. Die Frau in Burka sagte: „My rights are violated. I want my rights.“ Und die Frau mit Kopftuch:„I am so happy.“
Drei Stunden nachdem ich mein Handy ins Gefängnis geschmuggelt und das Foto gemacht hatte, verlor ich es. Mein Vater würde sagen: “Kleine Sünden straft der liebe Gott sofort.”
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